3.3.2.2       Verbreitung der Böden in den Naturräumlichen Landschaftseinheiten

Für die Vielfalt der Böden ist im Plangebiet die Vielfalt der Standortverhältnisse im übergangsbereich zwischen Börde und Bergland ausschlaggebend. Die Naturräumliche Region der Börde steht für Jahresniederschläge unter 650 mm und eine Vielfalt von Ausgangsgesteinen. Neben den vorherrschenden Lößablagerungen treten im Flachland im Norden der Region Börde auch eiszeitliche Geschiebe auf, während die Naturräumliche Region des Hügellandes durch Festgesteine, vornehmlich des Erdmittelalters, geprägt ist. Bodenbildungsprozesse seit dem Ende der Weichselvereisung wie Lehmbildung und Tonverlagerung fördern die Entstehung von Parabraunerden und mittel nährstoffversorgter Braunerden, während die typischen Böden kühl-feuchter Regionen wie Podsole, Hoch- und Niedermoore sowie nährstoffarmer Braunerden deutlich zurücktreten zu Gunsten von Rendzinen, Pararendzinen, Pelosolen und Rankern als z.T. initiale Bodenbildungen über Festgestein.

Naturräumliche Haupteinheit Ostbraunschweigisches Hügelland (512)

Im Ostbraunschweigischen Hügelland dominieren die lößhaltigen Böden mit hohem natürlichen Ertragspotenzial. Aufgrund der ackerbaulichen Nutzung der Lössbörde seit der Jungsteinzeit treten neben den genannten natürlichen Bodenbildungsfaktoren auch anthropogen bedingte Prozesse auf. Insbesondere die frühmittelalterlichen Rodungen haben eine Umlagerung des tonig-kalkigem Verwitterungsmaterials von den Oberhängen und der Lössablagerungen der Mittelhängen entlang der Abflusslinien des Oberflächenwassers forciert [1], sie sind für die Helmstedter Mulde sowie Hangbereiche des Elms charakteristisch. Neben dem Löß sind mesozoischen Festgesteine (Sand-, Schluff-, Mergel-, Kalksteine) typisches Ausgangsmaterial der Bodenbildung, sie bedingen die Vielfalt der Bodentypen in der Region (Pedodiversität). Charakteristisch für die Mergel- und Kalksteine u.a. des Elms, Riesebergs, Dorms und Kleibergs sind Rendzinen und Pararendzinen, während Regosole über Sandstein am Dorm auftreten. Relief- und substratbedingt sind Beeinträchtigungen für die Wasser- und Stoffretention vorrangig auf Böden mit sehr hoher Wassererosionsempfindlichkeit bzw. auf verdichtungsempfindlichen Böden anzunehmen (vgl. Kap. 3.3.4).

Die Naturräumliche Einheit Elm, aufgebaut aus kalkhaltigen Gesteinen des Mesozoikums, ist weitestgehend lößüberdeckt (z.T. bis 2 m). Die Böden haben sich entsprechend aus dem Kalkverwitterungslehm der Festgesteine und der Lößauflage entwickelt. Typische Böden im Elm sind Rendzinen (über Gesteinen des Muschelkalk in höheren Lagen) sowie Pseudogley-Braunerden und Pararendzinen (am nördlichen und nordöstlichen Rand). Im Waldgebiet des Elms haben sich in Abhängigkeit der Reliefsituation und der Mächtigkeit der überdeckenden Lößauflage Braunerden bzw. flachgründige Rendzinen gebildet. Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen der Hanglagen ist es während der über 1000-jährigen Nutzungsgeschichte vielfach zu Abtrags- und Umlagerungsprozessen gekommen [2]. Als weitere überprägung ist über ein Jahrhundert der Bodenauftrag mit „Teicherde“ aus den Zuckerfabriken erfolgt, so dass aktuell ein z.T. kleinräumiges Muster lehmiger, kalkhaltiger Böden unterschiedlicher Gründigkeit vorliegt.

Als eine Folge der unterschiedlichen geologischen Ausgangssubstrate ist die Vielfalt der im Dormhügelland auftretenden Böden hervorzuheben. Die Spanne reicht von trockenen, flach bis mittelgründigen Kalkgesteinsböden (Rendzinen und Pararendzinen am Dorm und Rieseberg, Kleiberg, Tuffablagerungen an der Lutter) über sandige, saure Podsole und anlehmige Braunerden bei Lauingen zu initialen Bodenbildungen wie Braunerde-Ranker oder Akkumulationen mit Kolluvien an den Hängen des Dorms. In der Schunterniederung haben sich in Abhängigkeit von überflutungsdynamik und Grundwasserstand tonig-sandige Auenböden, Gleyböden sowie Niedermoore gebildet.

Die Helmstedter Mulde als im Regenschatten des Elms gelegene, lößbedeckte Mulde ist aufgrund der subkontinentalen Klimaeinflüsse zum Bereich der Schwarzerde-Bördenregion zu zählen. Geologisch weiträumig bestimmend sind die pleistozänen Ablagerung von Löß mit den typischen Bodenbildungen Parabraunerden und Pseudogley-Parabraunerden, sie werden lokal von Ton- und Mergelstein-Aufwölbungen (Pararendzinen südlich Schickelsheim) bzw. Kalktuff (Regosol bei Sunstedt) sowie Gleyböden im Verlauf der Schunterzuflüsse unterbrochen.

Naturräumliche Haupteinheit Ostbraunschweigisches Flachland (624)

Kennzeichnend für dasOstbraunschweigische Flachland im Norden und Nordwesten des Plangebietes sind vorwiegend nährstoffarme tertiäre und eiszeitliche Lockersedimente sowie kreidezeitliche Ton-, Mergel- und Sandsteine. Typische Bodenbildungen sind je nach Sand- und Tongehalten Podsole, Braunerden, Pelosole und Pseudogleye; darüber hinaus treten in den Flußniederungen Gley-Braunauenböden und Niedermoore auf sowie Pararendzinen über lokalen Festgesteinsaufragungen. Beeinträchtigungen der Wasser- und Stoffretention sind vor allem substratbedingt auf verdichtungsempfindlichen Böden (Pseudogleye, Pelosole und Pararendzinen) anzunehmen sowie in den Sandverbreitungsgebieten (u.a. Hasenwinkel) aufgrund der sehr hohen Empfindlichkeit gegenüber Winderosion bzw. Stoffeinträgen in das Grundwasser (vgl. Kap. 3.3.4).

Den Lehrer Wold (624.12) kennzeichnet die Dominanz von schweren, stark tonhaltigen Böden (Pseudogleye, Pseudogley-Pelosole, Pelosol-Pseudogleye) auf Tonschiefer, Ton- und Schluffsteinen des Keuper und Jura. Landesweit seltene Böden (u.a. Pelosol) haben hier einen Schwerpunktraum. Auf diesen sog. „Minutenböden“ setzte die ackerbauliche Nutzung erst mit dem Einsatz moderner Dräntechniken vor 120 Jahren ein. Reste des ehemals flächendomimanten Beienroder Holzes stellt die Wohldrühme dar, die als historisch alter Waldstandort neben dem Sundern einen der Bereiche mit naturnahen Böden stellt. Weitere Bodentypen sind östlich angrenzend Pararendzinen (Langenberg bei Rotenkamp bis Glentorf), Podsol-Braunerden über tertiären Sanden sowie Gley-Braunauenböden in der Scheppauniederung.

Das Schuntertal (624.10) kennzeichnet grundwassergeprägte sandig-schluffige Gley-Braunauen­böden (Beienrode bis Ochsendorf, unterhalb von Glentorf), Gleye (Bereich der BAB-Querung, Westrand vom Rieseberger Moor) und Niedermoore (westlich von Ochsendorf bzw. Klein Steimke, Rieseberger Moor). Durch die kalkhaltigen Zuflüsse aus dem Rieseberg nimmt das Rieseberger Moor als Kalk-Niedermoor geohydrologisch eine Sonderstellung ein. Entwässerung, Abtorfung und Trockenlegung bedingen allerdings, dass im Schuntertal keine naturnahen Böden mehr vorhanden sind (vgl. Kap. 3.3.3.2).

Der Hasenwinkel (624.21) im Nordosten wird von basenarmen Geschieben und Sanden über mesozoischen Gesteinen bestimmt, aus denen nährstoffarme Podsole, Braunerden (Geschiebesand) sowie staufeuchte Pseudogleye (Geschiebelehm, Tonstein) hervorgegangen sind. Die Unterschiedlichkeit von Geologie und Bodenbildung spiegelt sich in der aktuellen Nutzung wieder. Im Bereich der tertiären und quartären Sande um Uhry nimmt der Bodenabbau sowie Nadelforste weite Fläche ein. Auf den Geschiebelehmen dominiert die Ackernutzung, während im Verbreitungsgebiet des Keuper sich Acker- und Grünlandnutzung je nach Relief und Wasserverhältnissen abwechseln. Mit den Laubwäldern Mühlenhoop und Moosholz als historische alte Wälder weist der Hasenwinkel darüber hinaus noch naturnahe Böden auf.

Die Twülpstedter Lehmplatte wird von den Ausläufern der Lappwald-Aufwölbung (Sand-, Ton- und Mergelstein des Keuper sowie Lias) aufgebaut. Die charakteristischen Böden sind Ranker unter forstlicher Nutzung (Sarling) und Pseudogleye (Bisdorf) als Ackerstandorte.

 

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[1]    Die Ausbildung sog. „geköpfter“ Profile ist die Folge und z.T. als deutliche Geländestufe zu beobachten, meist an Waldrändern, quer verlaufenden Wegen, Hecken oder Rainen im Gelände. Die für hügelige Lößlandschaften typische Hangsequenz weist nach Schachtschabel et al.(1984) unter Wald oder auf flachen Kuppen noch die ursprünglichen Böden bzw. Profilaufbauten und Horizontmächtigkeiten auf. Auf intensiv erodierten Hangteilen ist die Bodenentwicklung quasi regressiv, d.h. auf das Stadium der Pararendzina zurückgeworfen und häufig an der hellen Farbe des Oberbodens (anstehende Kalk- und Mergelgesteine ) kenntlich. Die Unterhänge bzw. Talmulden als Akkumulationsräume hingegen sind bei entsprechend hohen Tonanteilen des Bodens von Staunässe gekennzeichnet.

[2]    Am Elm folgt auf flachgründige Rendzinen, Pelosolen, Parabraunerden (Abtragssituation) im waldnahen Hangbereich hangabwärts mittlere bis tiefe, z.T. mit Kalkscherben durchsetzte, basenreiche Braunerden - bei Hangwassereinfluss auch pseudovergleyt – sowie Kolluvien in den flacheren Hangstücken (Ablagerung).