1         Überblick über das Plangebiet                      

Die Grenzen des Plangebietes sind die Verwaltungsgrenzen des Landkreises Verden. Die Verwaltungsgliederung innerhalb des Kreisgebietes erfolgt durch die zwei kreisangehörigen Städte Achim und Verden (Aller), die fünf Gemeinden Dörverden, Kirchlinteln, Langwe­del, Otters­berg, Oyten und die Samtgemeinde Thedinghausen. Die Samtgemeinde Thedinghaus­en besteht aus den Gemeinden Blender, Emtinghausen, Morsum, Riede und Thedinghausen. Im Nordwe­sten grenzt das Kreisge­biet an den Bal­lungs­raum Bremen. Die weiteren Nachbarn sind im Westen der Landkreis Die­pholz, im Südwesten der Landkreis Nienburg, im Südosten der Landkreis Soltau-Falling­bo­stel, im Osten der Landkreis Roten­burg und im Norden der Landkreis Osterholz. Die Fläche des Kreisgebie­tes umfasst 787 km².

 

Eingelagert in die Norddeutsche Tiefebene erfasst der Südwest­teil des Kreis­gebietes weite Teile des Weser-Aller-Flachlandes als ehemalige eiszeitliche Urstromtäler und der Nordost­teil weite Teile der Stader Geest als Grundmoränen mit Geestabflussrinnen und Moor­senken. Die Grenze zwischen diesen naturräum­lichen Regionen verläuft deutlich sichtbar längs durch das Kreisgebiet und lässt dieses zweigeteilt erscheinen. Die Gelände­höhen reichen von 73,8 m ü. NN in der Geest über ca. 6 bis 10 m ü. NN in der Weserniederung bis 2,25 m ü. NN in der tief eingesenkten Wümme­niederung.

 

Die nachfolgende Textkarte „Relief im Landkreis Verden“ zeigt deutlich die Höhenunterschiede im Kreisgebiet.

 

 

Geomorphologischer Überblick[1]

Erdgeschichtliche Vorgänge haben die Beschaffenheit und Lage der oberflächennahen Erdschichten geprägt. Insbesondere haben hier im Zeitraum des Quartär drei Eiszeiten mit ihrem jeweils unterschiedlichen Verlauf die Gesteine des präquartären Untergrundes weiter überdeckt und die Räume der Geest und der Weser-Aller-Aue geformt und untergliedert:

 

-  die Geest ist saaleeiszeitlich geprägt durch eingeschnittene Talungen, insbesondere die Wümmeniederung, die oft von äolischen Bildungen (Flugsande) gesäumt sind,

 

-  die Weserniederung ist nacheiszeitlich geprägt durch die eingeschnittene Weseraue sowie durch aufgesetzte Flugsand- und Dünenfelder.

 

Zertalung und Wiederauffüllung der Niederungen geschahen hauptsächlich während der letzten (Weichsel-)Vereisung, als Niedersachsen im periglazialen Klimabereich lag. Haupt­säch­lich während des Ausgangs der Weichsel-Kaltzeit, im Spät­glazial, wurden in der vegeta­tionslosen Landschaft die flächenhaften Flugdecksande auf­geweht, vielfach in der Nacheiszeit zu Dünen umgeformt.

 

In der nacheiszeitlichen Weseraue wurden Auensand und -lehm abgelagert, ein noch heute bei Überschwemmungen stattfinden­der Vorgang.

Nacheiszeitlich sind auch die Hoch- und Nieder­moore, die besonders in der Wümme­niede­rung, aber auch in anderen Talungen weit verbreitet sind. Durch Entwässerungs­maßnahmen ist das Moorwachstum weitgehend zum Erliegen gekommen.

 

Die naturräumliche Gliederung der Landschaft wird hauptsächlich durch die Beschaffenheit und das Relief dieser so geformten Erdschichten bestimmt, aber auch die Gesteine des voreiszeitlichen Untergrundes haben dabei ihre Auswirkungen.

 

 

 

 

 

Textkarte 1‑1: Relief im Landkreis Verden

 

 

 

 

 

 

Nicht selten sind schon in wenigen 10er m Tiefe unter der quartären Bedeckung Gesteine aus dem präquartären Untergrund anzutreffen, und an einigen Stellen haben vermutlich Salzge­steine des Zechsteins indirekten Einfluss auf die oberflächennahen Verhältnisse. Von den Salzstöcken, die mehrfach im Kreisgebiet auftreten, haben die Struktu­ren "Hamwiede" und "Wedehof" wahrscheinlich infolge ihrer hohen Lage Kontakt zum Grund­wasser gehabt, so dass Salinargesteine abgelaugt wurden und es zu einer Absenkung über dem Salzstock kam. Die geologischen Karten zeigen deutlich über deren zentralen Bereichen sich verbreiternde, vermoorte Niederungen.

 

Besonders deutlich ist der Einsenkungstrichter des Holtumer Moores.

 

Zwischen den Salzstöcken sind die Salinargesteine ansonsten in 4 bis 5 km Tiefe und von einem etwa 4 km mächtigen Stapel mesozoischer Sedimente (Trias, Jura, Kreide) überlagert. Über dem mesozoischen Untergrund liegt eine zum Teil 1 km mächtige tertiäre Schichtenfol­ge, die stellenweise nahe an die Oberfläche ragt.

 

 

Raumnutzung und Siedlungsentwicklung

Für Erstbesiedlungen waren Aspekte der Landnutzung wichtig. Abhängig von Nutzungs­möglichkeiten sind "gebietstypische" Kulturlandschaften und Siedlungsstrukturen ent­standen.

 

Die Entstehung der heutigen Wirt­schaftslandschaft und ihrer typischen Landschaftsbildeinheiten (vgl. Kap. 3.2) ist mit der siedlungsgeschichtlichen Ent­wicklung und der damit verbundenen landwirt­schaftli­chen Innutzungnahme von Flächen verknüpft. Hochwasserfreie Flächen der Niederun­gen und grundwasserfernere, aber frische Böden der Geest wurden zunächst besie­delt. Dabei ist folgendes Grund­prinzip der Wirtschaftsweise erkennbar:

 

1.    Grünlandnutzung in den Überschwemmungsbereichen der Flussniederungen sowie den feuchten Geestniederungen und -abflussrinnen als „erreichbare“ Großviehweiden und auch Mähwiesen mit „düngenden“ Überschwemmungen,

 

2.    Ackernutzung in Hofnähe und Randlage zu den Siedlungen,

   

3.    Waldfläche - aber auch Verheidungen mit Plaggenwirtschaft auf mageren, trockenen und sandigen Geest- und auch Talsand­kuppen.

 

Grünlandbewirtschaftung, Viehhaltung und Ackernutzung in sich gegen­seitig bedingendem Flächenverhältnis haben eine hieraus gewachsene Tradition.

 

In der Region 3 (Stader Geest):

Auffällig ist die Ansiedlung von Ortskernen und Hofstellen an den Rändern der eingelager­ten Rinnen und Senken der Geest. Entlang der Geestkante zur Weser-Aller-Aue hat sich mit den Städten und Gemeinden Achim, Langwedel und Verden (Aller) und deren weiteren Ortsteilen eine langgestreckte Siedlungsschiene entwickelt. Für hofnahe und dauerhaft ackerfähige Flächen wurden Zonen der frischen, lehmig-sandigen und überflutungs­freien Standorte bevorzugt besiedelt, von denen aus in der Umgebung zunächst Waldweide und später auch auf den tief liegen­den Flächen Grünlandnutzung für die Tierhaltung betrieben werden konnte. Durch Waldweide und Holznutzung wurde nach und nach der ursprüngliche Wald bis auf einige wenige Inseln ver­nichtet, und viele Flächen verheideten immer mehr. Einige Wald­flächen auf den trockenen, mageren Kuppen blieben erhalten. Später wurden unfruchtbar gewordene trockene Sandflächen stellenweise wieder vornehmlich mit Kiefern aufgeforstet, andere Flächen wurden beackert und dabei häufig zu Eschböden angereichert (Plaggenesch). Tiefer liegende Grünlandflächen erhielten entsprechend der entstandenen Eigentumsgrenzen und Nutzungseinteilung viehkehrende Dornenhecken. Im Zuge der Industrialisierung sind entlang erweiterter oder neuer über­geordneter Verkehrswege weitere Ansiedlungen in Form von land­wirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieben bei Innutzungnah­me von weniger ertragrei­chen Flächen, Neukultivierungen von Heide und/oder zugewiese­nen Moorteilen, mit geringen Betriebsgrößen entstanden. Der Zuerwerb in Industrie- und Handwerksbetrieben in der Stadt sicherte das Familieneinkommen. Ein Beispiel ist die Straßensiedlung Badenermoor am Rande der Achim-Badener-­Geestinsel zur Langwedeler Moorniederung. Die bis hier in die Geestinsel ragenden Ausläufer des Posthausener Moores wurden von hier aus aufgeteilt und kultiviert. Maßnahmen größerer Moorkultivierung und -besiedlung zeigen die Siedlungs­strukturen im Posthausener Moor selbst.

 

In der Region 6a (Weser-Aller-Flachland):

Für die Ansiedlung von Hofstellen und die Entstehung von Orts­kernen waren hier in beson­derem Maße hochwasserfreie Lagen maßgebend. Alte Ortskerne finden sich ins­besondere auf den Talsandterrassen und -streifen, oft in Randlage entlang der Auen, später dann auch auf Talsandinseln in der Aue mit Hof­ansiedlungen.

 

Hofnahe Ackernutzung in hochwasserfreien Lagen mit Anreicherung zu Eschböden und Viehhaltung mit Beweidung tiefer gelegener Flächen waren das Nutzungsprinzip. Viehhal­tung mit Waldweide und Nutzung von Stammholz haben den Wald immer mehr zurück­gedrängt, und es entstanden nach und nach zusammenhängende Grünlandniederungen mit von viehkeh­renden Dornenhecken umsäumten Parzellen. Hecken- und Kopfbaumschnitt dienten dabei der Brennholzgewinnung.

 

Zunächst war die düngende Wirkung des Hochwassers erwünscht, aber mit zunehmender Nutzungsintensivierung entstand das Bestreben der Ackernutzung auch auf den von Natur aus frucht­baren Auenböden selbst. Um Überflutungshäufigkeiten einzu­schränken, ent­standen zunächst bereichsweise Verwallungen.

 

Die später entstandene durchgängige Bedeichung hat hochwasser­freie Auezonen entstehen lassen, und die Ackernutzung auf den Aueböden mit hoher natürlicher Fruchtbarkeit nahm immer mehr zu.

 

Natur und Landschaft werden durch die Nutzung durch den Menschen weitrei­chend ver­ändert. Bereits in historischer Zeit haben die Landnutzungen, wie z.B. Siedlung, Rodung, Acker­bau (Plag­gen­wirt­schaft) und Deichbau, das Kreisgebiet an­thropogen ge­prägt.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts, vor allem aber im 20. Jahrhun­dert, wurde die Intensität der Nutzungen mit der In­du­stria­li­sie­rung der Landbewirtschaftung, der Motorisierung des Indivi­dualverkehrs und der wachsenden Flächeninanspruchnahme für Siedlungstätigkeit verstärkt.

 

Zur Verteilung der Flächennutzung im Kreisgebiet gibt die Tabelle „Katasterflächen dertatsächlichen Nutzung im Kreisgebiet“ auf der folgenden Seite einen Überblick.

 

Die Tabelle „Acker- Grünlandanteil der Landwirtschaftsfläche nach Gemeinden“ zeigt den jeweiligen Flächenanteil der Flächennut­zungen in der Landwirt­schaft. Es wird nach Acker und Dauergrün­land unterschieden. In den Angaben zu den Ackerflächen sind bei der Agrarstrukturerhebung 2003 auch die Flächen für Dauerkulturen enthalten.

 

Tabelle 1‑1: Katasterflächen der tatsächlichen Nutzung im Kreisgebiet

Kreisgebiet

Tatsächliche Nutzung

Katasterfläche in ha

01.01.

1997

01.01.

2005

Gesamtfläche

78.766

78.770

Gebäude- und Freifläche

5.693

6.181

- Wohnfläche

3.218

3.654

- Gewerbe- u. Industriefläche

600

687

Betriebsfläche

137

142

- Abbauland

88

90

Erholungsfläche

410

531

- Grünanlage

148

243

Verkehrsfläche

4.080

4.151

- Straße, Weg, Platz

3.754

3.806

Landwirtschaftsfläche

56.361

55.627

- Moor

1.141

1.111

- Heide

395

380

Waldfläche

9.368

9.494

Wasserfläche

2.018

2.032

Flächen anderer Nutzung

700

611

- Unland

186

183

- Friedhöfe

74

74

Quelle: Nieders. Landesamt für Statistik, Hannover, Katasterfläche in Niedersachsen am 01.01.2005

 

Landwirtschaft

Der hohe Flächenanteil der landwirtschaftlichen Nutzung zeigt die grundsätzliche Bedeutung dieser Nutzung für die Schutzgüter des Naturschutzes und der Landschaftspflege.

 

Die Ackerflächen im Kreisgebiet nehmen 67% der landwirt­schaftlichen Nutz­fläche ein. Im Landschaftsrahmenplan 1995 betrug der Anteil 58%. Die Ackerschwerpunkte liegen auf den Hochflächen der Verdener-, Achimer- und Zevener Geest sowie auf den Auelehmen von Weser und Aller.

 

Der Grünlandanteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrug 1987 im Kreisgebiet 42%. Die Auswertung der Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2003 zeigt im Ver­gleich zu den Daten aus dem Jahr 1987 einen deutlichen Rückgang des Grünlandsanteils in diesem Zeit­raum. In den 25 Jahren sind ca. 5.000 ha Dauergrünland verlorengegangen.

 

 

Tabelle 1‑2: Acker- Grünlandanteil der Landwirtschaftsfläche nach Gemeinden

 

Stadt/Gemeinde

Landwirtschaftsfläche

Agrarberichtserstattung 1987

Landwirtschaftsfläche

Agrarstrukturerhebung 2003

 

Acker

(Angabe in ha)

Dauergrünland

(Angabe in ha)

Acker

(Angabe in ha)

Dauergrünland

(Angabe in ha)

Achim

2.089

1.708

2.262

1.258

Blender

2.502

   707

2.718

   380

Dörverden

3.547

1.366

4.037

   931

Emtinghausen

1.165

   620

1.450

   352

Kirchlinteln

6.375

3.632

7.266

3.203

Langwedel

2.620

1.563

2.783

1.320

Morsum

1.299

   738

1.783

   527

Ottersberg

2.197

4.900

2.851

3.715

Oyten

2.052

2.195

2.366

1.665

Riede

1.075

   995

1.302

   537

Thedinghausen

1.493

1.058

1.463

   604

Verden

2.498

1.309

2.122

1.070

Kreisgebiet

28.912

20.790

32.417

15.562

Kreisgebiet in %

58%

42%

67%

33%

Quellen: Agrarberichtserstattung 1987 und Agrarstrukturerhebung 2003, Nieders. Landesamt für Statistik

 

Forstwirtschaft

Der Landkreis weist 12% Waldflächen auf. Sie liegen überwiegend im östlichen Teil des Kreisgebietes in den Gemeinden Kirchlinteln, Dörverden, Langwedel und in der Stadt Verden. Etwa 14% der Waldfläche von ~ 9.500 ha entfallen auf naturnahen Laub­wald, der über­wiegen­de Teil der Waldflächen ist mit Kiefernforsten bestockt.

 

Die Waldbesitz­arten sind Landes­forsten, Körper­schafts­wald und Privat­wald.

 

Die Waldflächen der Niedersächsischen Landesforsten (AöR) im Kreisgebiet werden vom Niedersächsischen Forstamt Rotenburg mit den Revierförstereien Spange und Diensthop betreut.

Die Landesforsten umfassen 14% der Waldfläche und sie werden gem. dem Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung und dem LÖWE-Programm bewirtschaftet. Das Programm zur „Langfristigen ökologischen Wald-Entwicklung“ wurde im August 1991 als Programm der Landesregierung Niedersachsen beschlossen. Das Programm beinhaltet dreizehn Grundsätze zur ökologischen Ausrichtung der Bewirtschaftung der niedersächsischen Landesforsten. Die Flächen der Landesforsten sind nach PEFC zertifiziert. Die Abkürzung steht für „Pan european forest certification“. Ziel der Zertifizierung ist die Dokumentation und Verbesserung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Hinblick auf ökonomische, ökologische sowie soziale Standards.

 

Als Körperschaftswald sind z.B. der Stadtwald von Verden und das Adlige Holz bei Thedinghausen zu nennen. In Bundeseigentum befinden sich das Drübberholz im ehemaligen Sperrgebiet des Bundeswehrstandortes Barme und die bewaldete Binnendüne im Stadtzentrum von Achim, die Sperrgebiet der Steubenkaserne Achim war.

 

Der überwiegende Teil der Wälder im Kreisgebiet befindet sich in Privateigentum. Die Privatwaldbesitzer lassen sich überwiegend von den Forstämtern der Landwirtschaftskammer Hannover (Bezirksförsterei Verden, Kirchlinteln und Hoya) hinsichtlich der Bestandsgründungen, Bewirtschaftung, Pflege und Vermarktung beraten.

 

Siedlung

Siedlungen nehmen im Landkreis Verden 7,8% der Gesamtfläche ein. Sie konzentrieren sich am Ostrand des Ballungsraumes Bremen und bilden nördlich der Weser ein Siedlungs­band, das zusammen mit Bundesautobahn und Bahnlinie die Verbindung zum zweiten Sied­lungs­schwer­punkt, der Stadt Verden, herstellt.

 

Verkehr

Die Verkehrsflächen (ohne die Bundeswasserstraßen) überdecken 5,3 % des Kreisgebietes.

 

Das Kreisgebiet wird von der BAB 1 in der Achse Achim – Bremer Kreuz - Oyten - Bassen ‑ Post­hausen und von der BAB 27 in der Achse Kirchlinteln - Verden ‑ Langwe­del ‑ Achim ‑ Bremer Kreuz durchschnitten.

 

Die Bundesstraße B 215 verläuft in Nord-Südrichtung in der Achse Heidkrug ‑ Verden-Walle ‑ Verden ‑ Verden-Hönisch ‑ Stedebergen ‑ Dörverden.

 

Die Landes- und Kreisstraßen sind relativ gleichmäßig über das Kreisgebiet verteilt, so dass lediglich der Bereich nördlich von Völkersen/Haberloh und der Bereich nördlich und nord­östlich von Kirchlinteln als Teilflächen von sogenannten unzerschnittenen verkehrsarmen Räumen anzusprechen sind. In der Textkarte „Verlärmung an vielbefahrenen Straßen“ (Kapitel 3.2 Landschaftsbild) sind die klassifizierten Straßen, auf denen das Verkehrsaufkommen größer als 3.500 Kfz/Tag ist dargestellt.

 

Eisenbahnstrecken verlaufen südlich der Wümmeniederung, entlang der Achse Achim ‑ Langwedel ‑ Verden ‑ Dörverden, von Langwedel-Förth in Richtung Holtum-Geest und von Langwedel-Förth in Richtung Kirchlinteln ‑ Bendingbostel.

 

Textkarte 1‑4: Aktuelle Flächennutzung

 

 

Erholungsnutzung

Das Kreisgebiet bietet aufgrund seiner landschaftlichen und naturräumlichen Vielfalt zahlreiche Möglichkeiten für die Freizeit- und Erholungsnutzung. Es gibt räumliche Bezüge u.a. zur Lüneburger Heide, zum Gebiet Teufelsmoor/Wümmeniederung, zur Region Bremen, zum Bereich der Mittelweser, zum Aller-Leine-Tal, zur Hohen Heide und zum Elbe-Weser-Raum.

 

Zur Förderung des Tourismus besteht das Ziel, innerhalb des Kreisgebietes die vorhandenen Strukturen und Aktivitäten zu entwickeln, zu bündeln und in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden gemeinsam zielgerichtet zu vermarkten (Zusammenarbeit zur Definition und Stärkung der eigenen Position im überregionalen Wettbewerb). Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass durch eine intensive Zusammenarbeit auf Kreisebene attraktive Angebote entwickelt werden können, die auch im überregionalen Wettbewerb Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Nachfrage erzeugen.

 

Der Landkreis als Reiterkreis und insbesondere die ReiterstadtVerden haben sich national und international als Standorte für die Pferdzucht und den Pferdesport etabliert. Die großen Dressur- und Spring-Championate, bedeutende Pferdeauktionen sowie Renntage auf der Verdener Rennbahn ziehen jährlich zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an. Die Region ist auch für Freizeitreiter attraktiv.

In den alten Mauern einer ehemaligen Kavalleriekaserne am Holzmarkt in Verden befindet sich das Deutsche Pferdemuseum mit einer spannenden Ausstellung rund um die Geschichte des Pferdes, der Pferdezucht und des Reitsports.

 

Das Kreisgebiet kann zu Recht als Radlerparadies bezeichnet werden. Auf dem dichten und sehr gut ausgebauten Radwegenetz erschließen sich alle Sehenswürdigkeiten und die unterschiedlichen Naturräume. Das Radwegenetz ist vollständig ausgeschildert. Durch das Kreisgebiet führen Fernradwege. Es sind Mehrtagestouren und Eintagestouren (z.T. auch geführt) möglich.

 

Auch für Wanderer, die die Erholungslandschaft zwischen Weser und Heide zu allen Jahreszeiten besuchen, gibt es viele Routen und Möglichkeiten für erholsame Ausflüge. Hervorzuheben sind der „Hermann-Billung-Weg“, der „Freudenthal-Weg“ und der „Weserweg“, drei bekannte Fernwanderwege, die durch den Landkreis führen.

 

Das Kreisgebiet bietet zahlreiche Möglichkeiten für die wasserbezogene Erholung. Mit dem Paddelboot, dem Kajak oder dem Kanadier sind ausgedehnte Wasserwanderungen auf den Flüssen Aller und Weser möglich. Geruhsames Wassererlebnis bieten die Fahrgastschiffe ab Dörverden, Achim oder Verden. Auch die Fahrt mit der Allerfähre zwischen Otersen und Westen oder mit der Weserfähre zwischen Hagen-Grinden und Ahsen-Oetzen ist ein Erlebnis. Für Badespaß und Erholung bieten die zahlreichen Naturbadeseen, Schwimmbäder und das Erlebnisbad Verwell in Verden eine willkommene Abwechslung.

 

Touristische Anziehungspunkte sind darüber hinaus der „Magic-Park Verden“, Deutschlands einziger Freizeitpark der Magie, sowie die Museumseisenbahnen von Verden nach Stemmen und von Thedinghausen nach Weyhe.

 

In Anlehnung an die unterschiedliche Ausprägung der Naturräume sind auch die touristischen Schwerpunkte im Landkreis Verden differenziert zu betrachten. Kurzzeit-, Städte- und Tagungstourismus gibt es insbesondere in der Stadt Verden. Die Gemeinde Kirchlinteln zeichnet sich durch eine relativ hohe Verweildauer der Gäste aus, d.h. hier gibt es in der Randlage zur Lüneburger Heide bereits eine deutliche Nachfrage durch Feriengäste. Im Nordkreis, insbesondere in der Stadt Achim, liegen die touristischen Schwerpunkte in den Bereichen Geschäftsreise- und Tagungstourismus.

 

Durch die unmittelbare Randlage zum Oberzentrum Bremen, aber auch durch die relative Nähe zu den Oberzentren Hannover und Hamburg, ist der Landkreis ein bedeutender Naherholungsraum für zahlreiche Tagesgäste .

 

Für die wohnortnahe Erholung stehen Grün- und Sportanlagen innerhalb der Ortschaften oder in unmittelbarer Nähe zum Siedlungsrand zur Verfügung. Grünanlagen, Parks und Kleingärten haben ihren Schwerpunkt in den Städten Achim und Verden sowie in den Gemeinden Dörverden, Kirchlinteln, Langwedel und Oyten.

Der Stadtwald von Verden (Schäferberg, Verdener Dünen, Tütheide) wird intensiv für die Naherholung genutzt. Wald­spor­tan­la­gen, ein Waldlehrpfad und ein Waldspiel­platz sind vorhan­den. Aktivitäten wie Spazieren gehen, Laufen, Reiten und Radfahren finden in hoher Dichte statt.

 

 

Klimatische Situation

Das Kreisgebiet ist Teil der norddeutschen Tiefebene, die insgesamt mit ihrem Klima ozeanisch beeinflusst ist: niederschlagsreiche Sommer, milde Winter und geringe Temperatur-schwankungen.

 

Da mit zunehmender Entfernung vom Meer und zunehmender Höhen­lage die ozeanischen Einflüsse abnehmen, liegt das Kreis­gebiet im Übergangsbereich zwischen ozeani­schen und kontinen­talen Einflüssen. Der nördliche und westliche Teil bis in die Weser-Aller-Aue sind überwiegend ozeanisch beeinflusst, während der östliche Teil bereits stärker kontinental geprägte Klimaabläufe hat.

 

Die ozeanischen Klimaeinflüsse bringen periodisch feuchte und milde Luftmassen als wellenartige Störungen aus Westen heran, die dann die kontinentalen Einflüsse im Ostteil überdecken und dabei Winde aus wechselnden Richtungen erzeugen. Die entstehen­den Windrichtungen wechseln überwiegend von Südwest über West auf Nordwest, die Haupt­windrichtung ist West.

Östliche Wind­richtungen entstehen seltener, wenn bei stabilen Wetterlagen kontinentale Einflüsse überwiegen.

 

 

Textkarte 1‑2: Klimaökologische Regionen und Zuständigkeiten der unteren Naturschutzbehörden

 

 

Naturräumliche Gliederung

Die naturräumliche Gliederung folgt der ausgeprägten Dreiteilung des Kreisge­bietes in Geest, Flussniederungen (Marsch) und Moor und damit den durch die erdgeschicht­lichen Vorgänge entstandenen Prägungen in Relief und Bodensubstrat.

 

Der Norden und Osten des Kreisgebietes gehören zur Region 3 - Stader Geest, während der Süden und der Westen der Region 6a - Weser-Aller-Flachland zuzuordnen sind.

 

Die Geestkante nördlich und östlich des Weser-Aller-Tales markiert dabei die Grenze der naturräumlichen Regionen. In ihrer markanten Ausprägung mit zum Teil mehr als 20 m Höhe stellt die Geestkante im Landkreis eine geomorpholo­gische Besonderheit dar.

 

Die Region 3 – Stader Geest ist durch die Erhebungen der Geestkuppen, die aus­gedehnten Grundmoränen­platten der hohen und niederen Geest, die eingelagerten, oft vernässten Senken und Abflussrinnen der Geest­fläche sowie verschiedenartiger Moore vielfältig gegliedert. Eingesenkt zwischen Achim-Badener- und Tarmstedter Geest durch­quert die Wümmeniederung den Nordkreis. Ihr süd­licher Ausläufer reicht mit dem „Königsmoor“ westlich der Achim-Badener Geest bis zur Grenze der naturräum­lichen Region nördlich Uphusen.

Die Langwedeler Niederung ist zwischen Verdener Geest und Achim-Badener Geest eingela­gert. Ausgedehnte Hoch- und Nieder­moorflächen prägen diese naturräumliche Einheit, die von der Wümmeniederung bis zur Weser-Allerniederung bei Langwedel reicht.

 

Westlich der Stadt Achim schiebt sich als Barriere der Lesum-Achimer Dünen- und Terrassenstreifen, der als natur­räumliche Einheit zur Region 1b - Watten und Marschen gehört, zwischen die Niederungen von Wümme und Weser.

 

Die Region 6a - Weser-Aller-Flachland wird durch die Flüsse Weser und Aller und ihre Auen geprägt. Im Südwesten schließt sich die Thedinghäuser Vorgeest an, die durch Höhenunter­schiede schwach gegliedert ist und zur Syker Geest überleitet. Thedinghäuser und Martfelder Terrasse sind durch die Bruchhausener Bruch­niederung, die von der Eiter in süd-nördlicher Richtung durch­flossen wird, voneinander getrennt.

 

Im Süden des Kreises, wo Weser und Aller vor ihrem Zusammenfluss die Stedorfer Lehm­platte umströmen, schließen sich die Aller-­Talsandebene und der Nienburg-Eystruper Dünen-Terrassenstreifen an. Hier finden sich die höchsten Dünen des Kreisgebietes, die sich flussbegleitend in Süd-Nord-Richtung an Weser und Aller erstrecken. Zwischen den Dünenzü­gen wechseln feuchte Talsandmulden mit flachwelligen Flugsandfeldern und Niedermoor.

 

Wo die Lehrde aus der Verdener Geest in die Niederung der Südkampener Moore tritt, reicht östlich ein Zipfel der Region 5a – Lüneburger Heide und Wendland - Naturraum Südheide, naturräumliche Einheit Fallingbosteler Lehmplatten - ins Kreisgebiet.

 

Die Beschreibung der einzelnen naturräumlichen Einheiten innerhalb der Naturräume mit Hilfe der Kriterien: Geomorphologie, potentielle natürliche Vegetation und prägende aktuelle Nutzung ist der Tabelle „Charakteristische und prägende Landschaftselemente und –eigenschaften der naturräumlichen Einheiten“ (S. 13 bis 35) zu entnehmen.

 

 

Textkarte 1‑3: Naturräumliche Gliederung

 



[1] Text übernommen aus LANDSCHAFTSRAHMENPLAN, 1995, S. 2-3

 

 

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